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Palmbuschen - die immergrünen Osterboten!



In unserer wunderschönen Pyhrn-Priel-Region werden Traditionen und Bräuche sehr wertgeschätzt und so gut es geht erhalten.


Ein wichtiger Brauch, der auf beinahe jedem Bauernhof zur Osterzeit eine große Rolle spielt, ist das Binden und Weihen der Palmbuschen.

Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, was es mit diesen besonderen Gestecken auf sich hat, die bei uns das ganze Jahr über im Garten, im Stall und im Haus hängen?


Der geweihte Palmbuschen soll als Schutz vor Unheil für Mensch, Tier, Haus und Hof dienen und auch eine gute Ernte gewährleisten. Er steht auch als Garant für Glück und Segen.


Geschichte:

Die Palmbuschen gehen auf Jesu Einzug in Jerusalem zurück, als die jubelnden Menschen ihm zu Ehren Palmzweige entlang des Weges ausbreiteten. Daraus entwickelte sich im 6. Jahrhundert der Brauch des Palmsonntags. In unseren Breiten werden statt Palmzweigen andere Zweige und Blätter verwendet, um die Gebinde herzustellen.


Zeit:

Gebunden werden die Buschen jedes Jahr zum Palmsonntag. In einer feierlichen heiligen Messe werden sie dann vom Pfarrer geweiht.


Ort:

Die Palmbuschen werden an verschiedenen Orten am Hof angebracht.


Der Heuboden, für die Futterernte der Tiere, Schutz vor Feuer und Unwetter, Krankheiten

Der Garten, als Symbol für eine reichhaltige Ernte für uns Hausbewohner, Schutz vor Unwetter

Der Herrgottswinkel (ein Ort, den man in jeder Bauernstube finden kann. Meist in der Ecke hinter dem Esstisch wird ein kleines Holzregal angebracht, auf dem sich ein Kreuz befindet) zur Ehre Gottes


Das Binden der Palmbuschen:


Das Handwerk des Palmbuschenbindens wird in der Regel auf den Höfen von Generation zu Generation weitergegeben. Oft lernen die Großväter ihren Enkelkindern, wie man die verschiedenen Bestandteile zu einem Sträußchen legt und dann an den Stecken festbindet.

Bei uns am Bauernhof bindet die Buschen schon seit Jahren Bäurin Sonja, die dies heimlich von Ihrem Vater abgeschaut hat.

Warum heimlich, fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich.

Früher, als die Menschen auf den Höfen noch konservativer und auch teilweise sehr abergläubisch waren, war es Mädchen und Frauen verboten, Palmbuschen zu Binden, aber auch, sie in die Kirche zu tragen. Diese Aufgaben waren den Jungen und Männern vorbehalten. Mädchen durften lediglich die Palmzweigerl zur Weihe tragen, über die wir euch später noch mehr erzählen.

In den letzten Jahren hat Sonja die Kunst an ihre Töchter weitergegeben und so kann ich euch nun von dieser wunderbaren Tradition berichten.

Bis heute teilen Kinder die fertig gebundenen Buschen in der Nachbarschaft aus, um sich damit das Taschengeld aufzubessern.


Bestandteile und deren Bedeutung:


Die Bestandteile der Palmbuschen sind quer durch Österreich sehr verschieden und regionsabhängig.

Jede mit-eingebundene Pflanze hat eine eigene Bedeutung.

Bei uns in der Pyhrn-Priel Region besteht ein Palmbuschen aus folgenden 9 "Zutaten"



Schradl oder Stechpalme

- steht für: Schutz vor Dämonen


Kranawitten (auch Wacholder genannt)

- Schutz vor der Pest


Segenbaum

- Allgemeine Abwehr, Lebendig-Macher


Wintergrün

- trotzt im Herbst der Fäule und bleibt das ganze Jahr über Grün, Zeichen der Ewigkeit und Treue


Eichenlaub

- Eiche ist eines der wenigen Gehölzer, das im Winter nicht das ganze Laub abwirft. Vergänglichkeit



Palmkätzchen

- allgemeiner Segen, Zeichen von Auferstehung und Neubeginn


Buxbaum

- Symbol des Lebens



Haselnusstecken

- Soll vor Blitzen schützen und ist ein Symbol für Weisheit und Fruchtbarkeit


Schiß

- stehen für die Heilige Dreifaltigkeit



Felberrute oder Weide

- Biegsames Gehölz, um die Zutaten zu fixieren. Durch die Biegsamkeit und Flexibilität Zeichen der unbändigen Lebenskraft


Manche geben auch einen Seidlbast dazu

- Roter Farbklecks, der für das Blut Jesu steht

Seidelbast ist heute allerdings eine geschützte Pflanze und darf daher nicht mehr verwendet werden



„Geschmückt“ werden sie am Tag der Palmweihe mit einem Apfel


Anfertigung:



Zuerst werden ein kleiner Büschel Palmkatzerl geformt.










Dann kommen je ein Zweig vom Schradl, Kranawitten, Segenbaum, Buxbaum, Wintergrün, Seidelbast und Eichenlaub dazu. Alles wird auf die selbe Länge gekürzt und unten zugespitzt.



Dann bindet man den kleinen Strauß mithilfe einer halbierten Felberrute auf den dicken Haselnussstecken, der den Palmbuschen tragen soll. Nägel und Draht haben in einem Palmbuschen nichts verloren, er wird nur aus Naturmaterialien gefertigt.



Zum Schluss werden 3 Schiß (ganz feine Haselnusstrieblinge) in den Palmbuschen gesteckt.



Der rote Seidlbast verpasst dem Gebinde einen schönen Farbklecks.

Am Tag der Palmweihe steckt Sonja dann noch einen Apfel auf jeden Buschen, den man nach der Weihe essen darf.



Was passiert mit dem Palmbuschen nach einem Jahr, wenn die nächsten Palmbuschen gebunden werden ?


Sonja heizt den Palmbuschen vom Herrgottswinkel zu Weihnachten im Ofen ein, wenn sie die Ecke für die Weihnachtszeit schmückt. Mancherorts werden die Reste zum Aschermittwoch eingeäschert oder ins Osterfeuer geworfen.


Palmzweigerl:

Neben den Palmbuschen werden bei der Palmweihe auch kleine Palmkatzerl geweiht, die traditionell von den Mädchen in die Kirche getragen werden.


Fun Fact:


Wer oder Was ist der Palmesel?


Palmesel ist niemand gerne – dieser entspricht einer Spottfigur und wird je nach Region unterschiedlich interpretiert. So kann der Palmesel derjenige sein, der am Palmsonntag als letzter in der Familie aufsteht, als letzter die Kirche betritt oder seinen Palmbuschen fallen lässt.

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